Im Gespräch bei FACHPACK TV und veröffentlicht vom Packaging Journal habe ich (Sonja Bähr) über eines der wichtigsten Themen gesprochen, das die Verpackungsbranche derzeit bewegt: die EU-Verpackungsverordnung PPWR. In diesem Beitrag fasse ich meine Einschätzungen, Beobachtungen aus Beratungsprojekten und Empfehlungen zusammen. Außerdem berichte ich von einem bewegenden Moment auf der Messe: der Initiative „Women for Packaging“ – ein Format, das mir persönlich sehr am Herzen liegt.
Warum die PPWR für die Branche eine Zäsur ist
Die PPWR verändert die Rolle der Verpackung grundlegend. Verpackung war lange „ein gekauftes Bauteil“ – wichtig für Schutz, Marketing und Logistik, aber selten Kern der Produktverantwortung. Mit der PPWR rückt die Verpackung selbst in den Verantwortungsbereich des Herstellers und wird regulatorisch relevant: Konformitätserklärungen, klare Zuständigkeiten, Nachweispflichten und neue Kennzeichnungsanforderungen.
„Wer unterschreibt die Konformitätserklärung? Geschäftsführung, Qualitätsmanager, Verpackungsingenieur?“
Das ist keine rhetorische Frage: Unternehmen müssen intern klären, wer für welche Teile der neuen Aufgaben verantwortlich ist. Ohne klare Prozesse droht Chaos – oder im schlimmsten Fall Rückrufe und Regressfragen.
Meine Beobachtung auf der Messe: Zwei Geschwindigkeiten
Auf der Messe zeigte sich deutlich: Zwei Gruppen bedrängen das Marktgeschehen. Auf der einen Seite adäquat vorbereitete Unternehmen, die bereits strukturiert arbeiten und die Anforderungen in Teilen oder vollständig abbilden können. Auf der anderen Seite ein Großteil der Firmen – ich schätze 80 bis 90 Prozent –, die die Tragweite noch nicht verstanden haben oder nicht ausreichend Ressourcen besitzen, um schnell zu reagieren.
Letztere Gruppe steckt meist noch in den Prozessen, die die Umsetzung der PPWR erfordern: Verantwortlichkeiten, Tests, Lieferantenintegration, Dokumentation, digitale Ablage. Viele hoffen, die Sache werde sich noch verwässern oder verschoben. Meine klare Botschaft: Diese Hoffnung ist kein Plan.
Warum jetzt handeln?
- Die Fristen rücken näher: 2026 ist der zentrale Termin, auf den sich viele vorbereiten.
- Handel und Retail verlangen zunehmend Innovationen und nachhaltige Lösungen – nicht nur Grundkonformität.
- Wer jetzt systematisch aufbaut, kann einen Wettbewerbsvorteil erzielen: bessere Daten, geringeres Risiko, schnellere Marktfähigkeit neuer Produkte.
Was genau macht Unternehmen Sorge?
Die Unsicherheit entsteht an vielen Stellen:
- Unklare Rollen: Wer unterschreibt die Konformitätserklärung? Wer organisiert Tests und verwaltet Nachweise?
- Labeling: Welche Symbole und Farben dürfen verwendet werden? Muss eine zusätzliche Druckfarbe eingeplant werden?
- Aufwand: Alle Verpackungsarten sind betroffen – Verkaufs-, Transport- und Umverpackungen. Das bedeutet zusätzliche Prüfungen für praktisch das gesamte Portfolio.
- Ressourcen: Kleinere und mittlere Unternehmen haben oft nicht die internen Kapazitäten, juristische oder technische Anforderungen aufzuarbeiten.
Besonders das Thema Kennzeichnung ist praktischer Natur: Wenn farbige Symbole vorgeschrieben sind, kann das zusätzliche Druckkosten oder Produktionsschritte nach sich ziehen. Das ist ein Aspekt, den viele nicht sofort auf dem Schirm haben.
Pragmatische Sofortmaßnahmen: Ein Handlungsleitfaden
Als Ingenieurin und Verpackungsberaterin empfehle ich einen strukturierten, pragmatischen Ansatz. Es geht nicht darum, alles perfekt von heute auf morgen zu haben, sondern um Priorisierung und risikobasierte Umsetzung.
- Bestandsaufnahme: Welche Verpackungen habe ich im Portfolio (Verkaufs-, Sekundär-, Transportverpackung)? In welchen Regionen sind meine Produkte aktiv?
- Rollen definieren: Wer ist Prozessverantwortlicher für Packaging Compliance? Wer unterschreibt die Konformität? Management-Ebene muss das Budget freigeben.
- Lieferanten einbinden: Sind meine Zukaufteile dokumentiert? Welche Informationen müssen Lieferanten liefern (Materialzusammensetzung, Recyclingfähigkeit, Prüfzeugnisse)?
- Prüfbedarf identifizieren: Welche Labor- oder technische Tests sind notwendig? Wo fehlen Dokumentationen?
- Digitalisierung: Wie werden Daten gespeichert, versioniert und auditfest abgelegt?
- Risikobasiertes Priorisieren: Beginnen Sie mit Produkten mit hohem Risiko (Lebensmittel, Pharma, Produktgruppen mit vielen Verpackungsvarianten) und mit Produkten, die hohe Marktpräsenz haben.
Das ist kein Hexenwerk. Es ist die übliche Ingenieursarbeit: Strukturiert Prozesse aufzusetzen, Verantwortlichkeiten zu definieren und die notwendigen Daten zu sammeln.
Die Kehrseite: Nachhaltigkeit wird zur Pflicht, nicht nur zur Kür
Auf der Messe fiel mir auf, dass das Thema Nachhaltigkeit „abgeschliffen“ wirkte. Vor einigen Jahren war jedes Produkt noch mit „100% recycelbar“ beworben. Heute scheint das wieder ein Selbstverständnis zu werden – weil es sein muss. Die PPWR macht Nachhaltigkeitsanforderungen regulatorisch verpflichtend, nicht mehr nur als Marketingaussage.
Das bedeutet konkret: Unternehmen können nicht mehr nur „grüne Labels“ aufdrücken, sondern müssen nachweisen, wie recycelbar oder recyclingfähig ihre Verpackungen sind und die entsprechende Dokumentation liefern. Gleichzeitig erzeugt das neue Druck auf Innovation: Retail fordert Lösungen, die dem Endkunden in unsicheren Zeiten Mehrwert bieten – Convenience, Haltbarkeit, kleinere Portionen, neue Funktionalitäten.
Was Händler und Marken jetzt erwarten
Ein weiterer Punkt, den ich auf dem Messeboden beobachte: Handel und Retail fordern wieder mehr Innovation. In wirtschaftlich angespannten Zeiten sinkt die Konsumfreude, und Händler suchen Produkte und Verpackungen, die den Absatz stimulieren. Unternehmen, die rein mit Compliance beschäftigt sind, verlieren Platz für Innovationsprojekte. Wer schneller eine Kombination aus Konformität und Innovation liefert, kann Marktanteile gewinnen.
Häufige Missverständnisse und Beruhigung
Ich höre auch oft extreme Szenarien: „Wird sofort eine Strafe in sechsstelliger Höhe kommen?“ Meine Antwort: Keine Panikmache. Die PPWR ist nicht dazu da, Unternehmen sofort zu strafen, sondern einen Rechtsrahmen zu schaffen. Das heißt nicht, dass man die Augen verschließen sollte. Vorbereitung ist das Gebot der Stunde.
Frauen in der Verpackungswelt: „Women for Packaging“
Ein persönliches Anliegen ist mir die Initiative „Women for Packaging“, die auf der Messe stattfand. Es war die zweite Auflage, fast 200 Teilnehmerinnen, und ein Format, das ich sehr unterstütze. Es geht nicht darum, Frauen Technik beizubringen – das haben sie längst – sondern um einen sicheren Raum für Austausch, Sparring und berufliche Entwicklung.
Neu dieses Jahr war das Format mit fünf Tischen und jeweils einer Tischleitung (Table Captain). Die Teilnehmerinnen konnten zwei Tische wählen, sich austauschen und wurden per Headset aktiv eingebunden. Die Atmosphäre war konzentriert, respektvoll und intensiv: eine echte Möglichkeitsplattform.
- 200 Teilnehmerinnen
- Diskussionsrunden mit Table Captains
- Active Listening und offene Gesprächsatmosphäre
Solche Netzwerke sind in einer Branche, die in höheren Hierarchiestufen immer noch männlich dominiert ist, ungemein wichtig. Sie bieten Mentoring, Sparring und konkrete Anlaufstellen.
Was Unternehmen jetzt tun sollten — eine kurze Checkliste
- Starten Sie eine PPWR-Taskforce mit klaren Verantwortlichkeiten.
- Führen Sie eine vollständige Inventur aller Verpackungsmaterialien durch.
- Kontaktieren Sie Ihre Lieferanten und klären Sie Datenlieferungen.
- Definieren Sie, welche Produkte priorisiert geprüft werden müssen.
- Planen Sie Budget für Labortests, Dokumentation und ggf. zusätzliche Druckkosten ein.
- Nutzen Sie Netzwerke und Branchenplattformen für Erfahrungsaustausch (z. B. Women for Packaging, Packaging Journal).
Fazit: Keine Zeit für Zaudern, aber auch kein Grund zur Panik
Die PPWR ist eine Herausforderung, aber sie ist beherrschbar – wenn Unternehmen strukturiert, pragmatisch und vorausschauend handeln. Wer jetzt Verantwortung übernimmt, Prozesse etabliert und die richtigen Prioritäten setzt, wird nicht nur konform, sondern kann sich auch Innovationsvorteile sichern.
Für mich persönlich bleibt die Freude an der Arbeit mit Menschen und die Überzeugung, dass Verpackung ein integraler Bestandteil von Produktverantwortung ist. Auf Messen wie der FACHPACK sieht man das: Eine lebendige Branche, auf der sich bereits viele zukunftsorientierte Köpfe finden. Und dazu gehören auch Initiativen wie „Women for Packaging“, die das Netzwerk stärken und Perspektiven öffnen.
„Es ist kein Hexenberg. Wir sind Ingenieure – wir können das strukturiert aufbauen. Aber wir müssen jetzt anfangen.“
Wenn Sie Fragen zur Umsetzung der PPWR in Ihrem Unternehmen haben oder Unterstützung bei der Priorisierung brauchen: Sprechen Sie mich an. Wir können pragmatische Schritte planen, damit Sie sowohl regulatorisch sicher als auch innovationsfähig bleiben.
Kontakt und nächste Schritte
Bleiben Sie informiert (z. B. mit dem PPWR-Countdown auf Fachportalen) und nutzen Sie die kommenden Monate für strukturiertes Vorgehen. Die Zeit bis 2026 ist kurz, aber ausreichend, wenn Sie jetzt starten.
Hinweis: Es wurden keine URLs zur Verfügung gestellt. Unten finden Sie vorgeschlagene Ergänzungen und Platzhalter, die am Ende des Beitrags eingefügt werden können, sobald die entsprechenden Links vorliegen.
Vorgeschlagene Link-Platzierungen (Ankertext 1–3 Wörter):
- Im Einführungstext: PPWR – Verweis auf die offizielle Gesetzesseite oder eine Übersichtsseite.
- Bei Erwähnung der Messe: FACHPACK – Link zur Messe-Seite oder Nachrichtenbeitrag.
- Bei Nennung der Publikation: Packaging Journal – Link zum Artikel im Packaging Journal.
- Bei der Initiative: Women for Packaging – Link zur Initiative oder Veranstaltungsseite.
- Im Abschnitt „Kontakt und nächste Schritte“: PPWR-Countdown – Link zu einem Fachportal mit Fristen und Updates.
Sobald Sie die URLs bereitstellen, kann ich die Links direkt in den Text einfügen und die Ankertexte an den passenden Stellen (jeweils innerhalb der Absätze) implementieren.